Während der Ausbildung zum/r Chemielaborant/in lernst du:
- die Herstellung von Stoffgemischen und die Berechnung ihrer Zusammensetzung
- die Anwendung von Synthesetechniken
- die Bestimmung von Werkstoffeigenschaften
- die Durchführung immunologischer und diagnostischer Arbeiten
- die Durchführung biotechnischer und zellkulturtechnischer Arbeiten
- elektrotechnische Arbeiten
- die Strukturaufklärung organischer Verbindungen
- die Herstellung und Prüfung von Beschichtungsstoffen
- volumetrische und gravimetrische Analysen
- chromatographische und spektroskopische Analysen
Diese berufspraktischen Kenntnisse und Fertigkeiten lernst du sowohl in der Berufsschule als auch im Ausbildungsbetrieb. Zusätzlich erwirbst du während der gesamten Ausbildungszeit sogenannte Pflichtqualifikationen, die dich zur eigenständigen Arbeit als Fachkraft in deinem Betrieb befähigen.
Du lernst unter anderem:
- Tarifrecht und Arbeitsrecht
- Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit
- Hygiene und Umweltschutz
- Arbeitsorganisation und Kommunikation
- Informationsbeschaffung und Dokumentation
- wirtschaftliches Handeln
Außerdem stehen Englisch, Mathematik und allgemeinbildende Fächer auf deinem Stundenplan.
Formale Voraussetzungen
Die wichtigste Voraussetzung, um einen Ausbildungsplatz als Chemielaborant/in zu bekommen, ist ein Ausbildungsvertrag mit einem ausbildenden Unternehmen. Da die Chemielaborant/in Ausbildung sehr beliebt ist, stellen Ausbildungsunternehmen zum Teil hohe Anforderungen an die Bewerber. Es gibt zum Beispiel keine rechtliche Regelung über die schulische Ausbildung vor der Ausbildung. Allerdings stellen die meisten Unternehmen Azubis mit Hochschulreife ein (laut der Bundesagentur für Arbeit verfügten im Jahr 2019 rund 72 Prozent der Chemielaborant/in Ausbildungsanfänger über die Hochschulreife). Wichtig ist auch, dass du ein gutes Verständnis für naturwissenschaftliche Fächer mitbringst. Du punktest auf jeden Fall, wenn du gute Noten in
- Chemie,
- Mathematik,
- Biologie und
- Physik
vorweisen kannst. Du solltest ebenfalls technisch geschickt sein, da du deine Laborgeräte eigenständig einstellen und warten musst. Da du im Laufe der Ausbildung und später im Berufsleben immer mal wieder englischsprachige Fachtexte lesen musst, solltest du über gute Englischkenntnisse verfügen.
Persönliche Voraussetzungen
Der Beruf Chemielaborant/in setzt Fingerspitzengefühl voraus, denn du arbeitest unter anderem mit kleinen Pipetten, wenn du chemische Stoffe misst und abfüllst. Auch Sorgfalt und Genauigkeit sind gefragt, denn schon eine kleine Verunreinigung eines Erlenmeyerkolbens oder ein winziger Dosierungsfehler führen zu fehlerhaften Ergebnissen deiner Versuchsreihen. Außerdem ist die Arbeit mit chemischen Substanzen nicht ganz ungefährlich. Du solltest also stets verantwortungsbewusst handeln und alle vorgeschriebenen Umweltschutz- und Sicherheitsmaßnahmen einhalten.
Die Chemielaborant/in Ausbildung ist dual konzipiert. Das bedeutet, dass du deine Ausbildung an zwei Lernorten absolvierst: in der Berufsschule und in deinem Ausbildungsbetrieb. Du bist entweder an drei oder vier Tagen pro Woche im Betrieb und an den restlichen Wochentagen in der Berufsschule, oder du besuchst beide Stätten jeweils im Block (mehrere Wochen am Stück).
Die Lerninhalte aus der Berufsschule und deinem Ausbildungsbetrieb notierst du im schriftlichen Ausbildungsnachweis. Diesen kannst du als elektronisches Dokument oder aber als Berichtsheft führen. Wichtig ist, dass du ihn sorgfältig pflegst und auf Vollständigkeit achtest, denn: Deine Ausbilder werden immer mal wieder einen Blick auf deinen Ausbildungsnachweis werfen.
Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Wenn du besonders gute Noten oder schon eine Ausbildung oder ein Studium in der Tasche hast, kannst du die Ausbildung gegebenenfalls um sechs Monate oder sogar ein Jahr verkürzen. Über eine mögliche Verkürzung der Ausbildung entscheiden dein Ausbildungsbetrieb und deine Berufsschule.
Die Abschlussprüfung
Deine Abschlussprüfung erfolgt in zwei Teilen. Der erste Teil der Abschlussprüfung findet im zweiten Ausbildungsjahr bzw. vor dem Ende des zweiten Ausbildungsjahres statt und macht 35 Prozent deiner Gesamtnote aus. In diesem Teil der Prüfung wird dein Theorie- und Praxiswissen der ersten 84 Ausbildungswochen festgestellt. Du erledigst zwei praktische Aufgaben innerhalb von maximal 480 Minuten. Außerdem bearbeitest du schriftliche Aufgaben innerhalb einer Prüfungszeit von 135 Minuten.
Am Ende deiner Ausbildung legst du den zweiten Teil der Abschlussprüfung ab, der 65 Prozent deiner Gesamtnote ausmacht. Du erledigst wieder zwei komplexe praktische Aufgaben mit einer Prüfungszeit von insgesamt höchstens 660 Minuten. Außerdem legst du zwei schriftliche Prüfungen (eine Prüfung mit 195 Minuten, eine weitere mit 60 Minuten Prüfungszeit) ab. Nach der erfolgreich abgeschlossenen Prüfung trägst du die Berufsbezeichnung Staatlich anerkannte/r Chemielaborant/in.
Weitere Informationen zur Abschlussprüfung und zu Ausbildungsinhalten findest du auf der Website des Bundesinstitut für Berufsbildung.
Gesetzliche Grundlagen kannst du in der Verordnung über die Berufsausbildung im Laborbereich Chemie, Biologie und Lack nachlesen.
Um eine Chemielaborant/in Ausbildung anzutreten, musst du dich bei einem ausbildenden Unternehmen bewerben. Am besten bewirbst du dich gleich bei mehreren interessanten Arbeitgebern, um deine Chancen zu erhöhen, denn die Chemielaborant/in Ausbildung ist sehr beliebt. Deine schriftliche Bewerbung sollte immer
- dein Anschreiben,
- deinen Lebenslauf und
- deine letzten beiden Schulzeugnisse
enthalten. Hast du bereits ein Praktikum als Chemielaborant/in absolviert oder einen Schnuppertag in einem Chemie Unternehmen besucht? Dann lege die entsprechenden Zeugnisse und Nachweise deiner Bewerbung bei. In deinem Anschreiben solltest du darauf eingehen, warum der Beruf Chemielaborant/in dein Traumberuf ist. Erwähne aber auch, warum das Unternehmen, bei dem du dich bewirbst, der richtige Arbeitgeber für dich ist und inwiefern du zum Unternehmen passt. Die entsprechenden Infos über das Unternehmen findest du in der Regel auf deren Website. Hier kannst du auch nachlesen, ob das Unternehmen deine Bewerbung per E-Mail, über ein Upload Tool oder per Post erhalten möchte. Egal, in welcher Form du deine Bewerbung letztendlich verschickst: Achte auf ein professionelles und einheitliches Format und lass deine Bewerbung noch einmal von Freunden, deinen Eltern oder einem Rechtschreibprogramm korrigieren. Bewerbungen, die Flüchtigkeitsfehler enthalten oder unordentlich wirken, werden nämlich schnell aussortiert.
Weitere Tipps und Informationen zur schriftlichen Bewerbung findest du auf unserer Ratgeberseite Bewerbung für die Ausbildung.
Wenn du ein Unternehmen mit deiner schriftlichen Bewerbung beeindruckt hast, wirst du zur nächsten Runde des Bewerbungsverfahrens eingeladen. Das Bewerbungsverfahren kann von Unternehmen zu Unternehmen variieren.
Grundsätzlich kannst du aber mit
- ein oder zwei Bewerbungsgesprächen (mit deinen direkten Vorgesetzten, gegebenenfalls auch Personalern und sogar Geschäftsführern) und
- der Teilnahme an einem Einstellungstest (über dein Allgemeinwissen sowie deine fachliche und persönliche Eignung für den Beruf)
rechnen. Wenn du dich bei einem sehr großen Unternehmen bewirbst, kann es sein, dass du auch an einem Assessment Center teilnehmen musst.
Achtung: Viele Unternehmen beginnen ihr Bewerbungsverfahren bereits ein Jahr vor dem Ausbildungsstart. Informiere dich rechtzeitig auf den Websites der Unternehmen deiner Wahl, wann die jeweiligen Bewerbungsfristen enden.
Während der Ausbildung
Bereits während der Chemielaborant/in Ausbildung kann sich deine Vergütung sehen lassen!
Du verdienst im Durchschnitt ein Bruttomonatsgehalt von:
- 1.006 bis 1.056 Euro im ersten Ausbildungsjahr
- 1.071 bis 1.153 Euro im zweiten Ausbildungsjahr
- 1.120 bis 1.218 Euro im dritten Ausbildungsjahr
- 1.166 bis 1.303 Euro im vierten Ausbildungsjahr
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand: 08/2021
Bei diesen Zahlen handelt es sich um bundesweite Durchschnittsgehälter bei tarifgebundenen Arbeitgebern. Viele Unternehmen der chemischen Industrie und alle Arbeitgeber im öffentlichen Dienst sind tarifgebunden und dazu verpflichtet, Auszubildende und Angestellte nach Tarif zu bezahlen.
Sollte dein Unternehmen nicht tarifgebunden sein, kann deine Vergütung auch geringer ausfallen.
Sicher ist: Dir steht laut dem Berufsbildungsgesetz § 17 eine Mindestvergütung von
- 620 Euro Bruttomonatsgehalt im ersten Ausbildungsjahr,
- 731,60 Euro Bruttomonatsgehalt im zweiten Ausbildungsjahr,
- 837 Euro Bruttomonatsgehalt im dritten Ausbildungsjahr und
- 868 Euro Bruttomonatsgehalt im vierten Ausbildungsjahr
zu, wenn du deine Ausbildung im Jahr 2023 beginnst. Die Mindestvergütung für Auszubildende wurde 2020 eingeführt. Der Betrag, der dir im ersten Ausbildungsjahr zusteht, erhöht sich jedes Jahr. Wenn du deine Ausbildung also erst 2024 beginnst, erhältst du mehr Geld als jetzt. Während deiner Ausbildung bekommst du außerdem nicht jedes Jahr das gleiche Gehalt. So kannst du dich in deinem zweiten, dritten und vierten Jahr über mehr Geld freuen. Als Grundlage für die Berechnung dient das Gehalt deines ersten Ausbildungsjahres. Folgende Prozentsätze, die auch im Berufsbildungsgesetz festgelegt wurden, werden je nach Lehrjahr, in dem du dich befindest, hinzuaddiert:
- für das zweite Jahr: 18 Prozent
- für das dritte Jahr: 35 Prozent
- für das vierte Jahr: 40 Prozent
Nach der Ausbildung
Laut Steuerklassen.com können ausgebildete Chemielaboranten mit einem Einstiegsgehalt von 2.000 bis 3.100 Euro brutto rechnen. Auch hier kommt es darauf an, ob dein Unternehmen nach Tarif bezahlt.
Weitere wichtige Gehaltfaktoren sind:
- der Standort deines Unternehmens
- die Unternehmensgröße
- dein Alter
- deine Qualifikation
Mit wachsender Berufserfahrung und längerer Betriebszugehörigkeit wird auch dein Gehalt höher ausfallen: Das bundesweite durchschnittliche Bruttomonatsgehalt liegt bei 3.943 Euro.
Durchschnittliche Chemielaboranten Gehälter in unterschiedlichen Bundesländern:
Bundesland | Bruttomonatsgehalt |
---|
Nordrhein-Westfalen | 4.229 € |
Brandenburg | 3.017 € |
Baden-Württemberg | 4.085 € |
Niedersachsen | 3.834 € |
Mecklenburg-Vorpommern | 2.863 € |
Quelle: Bundesagentur für Arbeit, Stand:2020
Was bedeutet "brutto"?
Brutto bedeutet „zusammengesetzte Größe“. Dein Bruttogehalt setzt sich aus deinem Arbeitnehmerentgelt, der Lohnsteuer und den Sozialabgaben zusammen. Nachdem die Lohnsteuer und Sozialabgaben abgezogen wurden, bleibt dein Nettogehalt übrig. Das ist die Summe, die tatsächlich auf dein Konto überwiesen wird.
Chemielaboranten haben sehr gute Karriereaussichten. Zwar werden in der chemischen Industrie einzelne Arbeitsschritte automatisiert und nicht mehr von Menschen übernommen (beispielsweise an computergesteuerten Messplätzen). Allerdings müssen auch solche automatisierten Abläufe von geschulten Chemielaboranten kontrolliert, Ergebnisse überprüft und Fehler erkannt werden.
Chemielaboranten arbeiten in:
- Forschungs-, Produktions- und Entwicklungslaboratorien der Pharma- und chemischen Industrie
- chemischen Forschungseinrichtungen
- Firmen der chemischen Beratung
- Untersuchungsstellen
- Technika (dort werden die im Labor verwendete Verfahren für die Großproduktion optimiert bzw. angepasst)
- Umweltämtern
Du arbeitest in erster Linie in Laborräumen, es kann aber auch sein, dass du im Büro eingesetzt wirst.
Du willst dich nach einigen Jahren im Beruf weiterentwickeln? Kein Problem, du kannst dich mit zahlreichen Weiterbildungen oder Lehrgängen beispielsweise auf die Bereiche Analytische Chemie, Qualitätsprüfung oder physikalische Messtechnik spezialisieren.
Du kannst dein Fachwissen auch mit einer der Aufstiegsfortbildungen
- Staatlich geprüfte/r Techniker/in
- Industriemeister/in Fachrichtung Chemie
- Synthesetechniker/in in der Chemie
- Technische/r Fachwirt/in
vertiefen und in eine leitende Position aufsteigen. Mit einem Studium kannst du dir spezialisiertes Fachwissen aneignen und dich für Jobs auf der Managementebene qualifizieren.
Folgende Studiengänge passen besonders gut zum Beruf Chemielaborant/in:
Weitere vielseitige Studiengänge findest du auf unserem Portal Ingenieurwesen-studieren.de.