Während der Ausbildung erlernst du berufsspezifische Inhalte, die dich für organisatorische Aufgaben sowie medizinisch-pflegerische Tätigkeiten in einer Arztpraxis oder einem anderen Betrieb des Gesundheitswesens befähigen.
Dazu gehören unter anderem:
- Arbeits- und Praxishygiene
- Patientenbetreuung und Beratung
- Verwaltung und Abrechnung
- medizinische Dokumentations- und Klassifizierungssysteme
- Entnahme von Proben für Untersuchungszwecke und Laborauswertungen
- Durchführen von Maßnahmen bei Diagnostik und Therapie unter Anleitung und Aufsicht des Arztes oder der Ärztin
- Umgang mit Arzneimitteln, Sera und Impfstoffen sowie Heil- und Hilfsmitteln
- Kommunikationsformen und -methoden
- Maßnahmen der Arbeits- und Praxishygiene (Desinfektion und die korrekte Handhabe von Sterilgut)
Du erlernst außerdem, zur Erkennung und Vermeidung von Konflikten beizutragen und erhältst das Rüstzeug, um betriebliche Abläufe zu planen und zu optimieren.
Zusätzlich erwirbst du allgemeine Kenntnisse und Fähigkeiten, die für die eigenständige Arbeit als vollwertige/r Angestellte/r eines Betriebs vorausgesetzt werden:
- Arbeits- und Tarifrecht
- Umweltschutz
- Qualitätsmanagement
- Zeitmanagement
- Allgemeine Hygienevorschriften
- berufsbezogene Arbeitsschutz- und Unfallverhütungsvorschriften
- Datenschutz
Zwar ist rechtlich keine bestimmte Schulbildung vorgeschrieben, allerdings stellen Praxen in erster Linie Auszubildende ein, die über die mittlere Reife verfügen. Du hast einen Hauptschulabschluss oder keinen Schulabschluss und willst trotzdem die Medizinische/r Fachangestellte/r Ausbildung machen? Du vergrößerst deine Zugangschancen, wenn du bereits Praktika als Medizinische/r Fachangestellte/r absolviert hast und deine Motivation für den Beruf glaubhaft darlegen kannst.
Formale Voraussetzungen
Im Idealfall bringst du gute Noten in diesen Fächern mit:
- Biologie
- Mathematik
- Deutsch
- Chemie
Zwar werden gute Noten in diesen Fächern nicht zwingend vorausgesetzt. Du profitierst aber sowohl während der Ausbildung als auch als Assistenz während der Behandlungen sehr von einem soliden Grundverständnis für Biologie. Mathematisches Können kommt dir vor allem beim Erstellen von Abrechnungen zugute. Du solltest über sehr gute Rechtschreibkenntnisse verfügen, da du Patientendaten aufnimmst und pflegst, aber auch den Schriftverkehr für die Praxis tätigst. Da hin und wieder auch Aufgaben im Labor anfallen, solltest du nicht vor dem Fach Chemie zurückschrecken.
Persönliche Voraussetzungen
Als Medizinische/r Fachangestellte/r bist du der/die erste Ansprechpartner/in für Patienten, die die Praxis besuchen. Du solltest über gute kommunikative Fähigkeiten, Feingefühl und eine Portion Empathie verfügen, denn du vergibst nicht nur Termine, sondern berätst, betreust und baust entmutigte Patienten auch hin und wieder mit tröstenden Worten auf. Du solltest kein Problem mit körperlicher Nähe haben und auch in stressigen Situationen einen kühlen Kopf bewahren können. Es kann nämlich passieren, dass ein/e Patient/in sich bereits beim Betreten der Praxis in einer Notsituation befindet und du sofort reagieren musst. Da du für die Abrechnungen, das Qualitätsmanagement und die Umsetzung von Hygienemaßnahmen verantwortlich bist, setzt der Beruf Medizinische/r Fachangestellte/r eine Menge Sorgfalt und Verantwortungsbewusstsein voraus.
Die Medizinische/r Fachangestellte/r Ausbildung erfolgt dual, du lernst also sowohl in der Berufsschule als auch in deinem Ausbildungsbetrieb. Entweder besuchst du die Berufsschule im Block, also mehrere Wochen am Stück, oder an einigen Tagen in der Woche.
In der Regel verbringst du ein bis zwei Tage pro Woche in der Berufsschule. Hier erlernst du theoretische berufsspezifische Inhalte. An den drei bis vier übrigen Tagen arbeitest du in deinem ausbildenden Betrieb, wo du dein Fachwissen direkt in die Praxis umsetzen kannst. Erfahrene Arbeitskollegen weisen dich ein und beantworten deine Fragen.
Die Medizinische/r Fachangestellte/r Ausbildung dauert drei Jahre. Wenn du sehr gute Leistungen vorweist oder bereits eine Ausbildung oder ein Studium absolviert hast, kannst du deine Ausbildungsdauer um ein halbes oder sogar ein ganzes Jahr verkürzen. Über eine mögliche Verkürzung deiner Ausbildung entscheiden dein Ausbildungsbetrieb und deine zuständige IHK.
Während deiner gesamten Ausbildung führst du einen sogenannten Ausbildungsnachweis. Er dient dir zur Dokumentation aller Inhalte, die du in der Berufsschule und im Betrieb erlernst. Den Ausbildungsnachweis kannst du in Form eines Berichtshefts oder als elektronisches Dokument führen. Wichtig ist, dass du ihn mit Sorgfalt behandelst und auf Vollständigkeit achtest, denn: Vor dem Antritt deiner Abschlussprüfung musst du ihn bei der IHK vorlegen. Sollte er Lücken enthalten oder schludrig aussehen, kann es passieren, dass du nicht zur Abschlussprüfung zugelassen wirst.
Am Ende deines zweiten Ausbildungsjahres legst du die Zwischenprüfung ab. Hier wird dein Wissensstand über die Lerninhalte der ersten 18 Monate deiner Ausbildung abgefragt. Es handelt sich um eine rein schriftliche Prüfung, die maximal 120 Minuten dauert.
Am Ende deiner Ausbildungszeit absolvierst du die Abschlussprüfung. Sie besteht aus zwei Teilen:
Im praktischen Teil hast du maximal 75 Minuten Zeit, um eine komplexe Aufgabe zu bearbeiten, die dir im Berufsalltag begegnen könnte. 15 Minuten deiner Prüfungszeit fallen auf ein Fachgespräch, dass du mit deinen Prüfern führst.
Im schriftlichen Teil der Prüfung wird dein Wissen in den Bereichen
- Betriebsorganisation und -verwaltung,
- Behandlungsassistenz und
- Wirtschafts- und Sozialkunde
abgefragt. Die Prüfungen zu Behandlungsassistenz sowie Betriebsorganisation und -verwaltung dauern jeweils 120 Minuten, die Prüfung zu Wirtschafts- und Sozialkunde dauert ca. 60 Minuten. Nach der bestandenen Abschlussprüfung darfst du die Berufsbezeichnung Medizinische/r Fachangestellte/r tragen.
Wenn du einen Ausbildungsplatz als Medizinische/r Fachangestellte/r ergattern willst, musst du dich zunächst schriftlich bei einer Arztpraxis, einer Klinik oder einem anderen medizinischen Betrieb deiner Wahl bewerben. Viele Unternehmen starten die Suche nach Azubis bereits ein Jahr vor dem Ausbildungsbeginn und jedes Unternehmen legt seine Bewerbungsfristen für Auszubildende selbst fest. Informiere dich daher rechtzeitig auf der Website deines Wunschunternehmens, um die Frist nicht zu verpassen.
Deine schriftliche Bewerbung sollte dein Anschreiben (auch Motivationsschreiben genannt), deinen Lebenslauf, dein letztes Schulzeugnis und Praktikumszeugnisse enthalten. Im Anschreiben stellst du dich kurz vor und legst dar, warum du gerne Medizinische/r Fachangestellte/r werden willst, aber auch, warum du ausgerechnet in diesem Betrieb arbeiten möchtest. Achte darauf, dass deine Bewerbungsunterlagen einheitlich aussehen. Lass deine Unterlagen von Freunden oder Familienmitgliedern korrigieren, bevor du die Bewerbung abschickst.
Da gute Rechtschreibkenntnisse für den Job Medizinische/r Fachangestellte/r sehr wichtig sind, werden Bewerbungen mit Fehlern im Anschreiben und Lebenslauf sehr schnell aussortiert. Ob das Unternehmen deine Bewerbung lieber per Post oder E-Mail erhalten will, erfährst du in der Regel auf der Website des Unternehmens.
Weitere Details zum Aufbau und Inhalt deiner schriftlichen Bewerbung findest du im Ratgeber Bewerbung für die Ausbildung.
Hat deine Bewerbung das Unternehmen überzeugt, geht es in die nächste Runde. Jeder Arbeitgeber gestaltet das Bewerbungsverfahren anders.
Du solltest aber damit rechnen, dass du
absolvieren musst.
Das Bewerbungsgespräch führst du entweder nur mit dem Arzt bzw. der Ärztin oder dem/r Personaler/in, vielleicht sogar mit beiden. Je nach Größe des Unternehmens sind möglicherweise sogar die Geschäftsführer anwesend. Viele Unternehmen stellen außerdem einen Eignungstest. Hier wird dein Allgemeinwissen abgefragt, aber auch dein Vorwissen zum Beruf und deine persönlichen Eigenschaften können geprüft werden.
Während der Ausbildung
Die Höhe deiner Ausbildungsvergütung als Medizinische/r Fachangestellte/r richtet sich entweder nach einem Tarifvertrag oder wird von deinen Arbeitgebern individuell festgelegt. Viele Praxen sind tarifgebunden und müssen ihre Angestellten und Auszubildenden entsprechend nach Tarif bezahlen.
Je nach Tarif verdienst du ein Bruttomonatsgehalt von ca.
- 880 Euro im ersten Ausbildungsjahr
- 935 Euro im zweiten Ausbildungsjahr
- 995 Euro im dritten Ausbildungsjahr
Wenn deine Arbeitgeber nicht nach Tarifvertrag vergüten müssen, kann es sein, dass deine Ausbildungsvergütung geringer ausfällt.
Sicher ist aber: Dir steht laut dem Berufsbildungsgesetz § 17 eine Mindestvergütung von
- 620 Euro Bruttomonatsgehalt im ersten Ausbildungsjahr,
- 731,60 Euro Bruttomonatsgehalt im zweiten Ausbildungsjahr,
- 837 Euro Bruttomonatsgehalt im dritten Ausbildungsjahr und
- 868 Euro Bruttomonatsgehalt im vierten Ausbildungsjahr
zu, wenn du deine Ausbildung im Jahr 2023 beginnst. Die Mindestvergütung für Auszubildende wurde 2020 eingeführt. Der Betrag, der dir im ersten Ausbildungsjahr zusteht, erhöht sich jedes Jahr. Während deiner Ausbildung bekommst du außerdem nicht jedes Jahr das gleiche Gehalt. So kannst du dich in deinem zweiten, dritten und vierten Jahr über mehr Geld freuen. Als Grundlage für die Berechnung dient das Gehalt deines ersten Ausbildungsjahres. Folgende Prozentsätze, die auch im Berufsbildungsgesetz festgelegt wurden, werden je nach Lehrjahr, in dem du dich befindest, hinzuaddiert:
- für das zweite Jahr: 18 Prozent
- für das dritte Jahr: 35 Prozent
- für das vierte Jahr: 40 Prozent
Was bedeutet Bruttomonatsgehalt?
Das Bruttomonatsgehalt ist deine monatliche Vergütung vor dem Abzug von Sozialabgaben und Steuern. Die Summe, die nach diesen Abzügen übrig bleibt, ist dein Nettolohn und der Betrag, der tatsächlich auf deinem Konto landet. Wenn du Gehälter recherchierst, werden diese grundsätzlich als Bruttogehälter angegeben.
Nach der Ausbildung können Medizinische Fachangestellte mit einem Einstiegsgehalt von ca. 1.979 bis 2.088 Euro rechnen. Auch bei deinem Gehalt als Angestellte/r kommt es darauf an, ob deine Arbeitgeber nach Tarif bezahlen.
Sind deine Arbeitgeber nicht tarifgebunden, variiert dein Gehalt je nach
- Arbeitsort,
- der Größe deines Unternehmens,
- Berufserfahrung
und weiteren Faktoren.
Anhand dieser Gehaltsbeispiele kannst du dir ein besseres Bild von deinen Gehaltschancen machen:
Deutschland | Durchschnittliches Jahresgehalt |
---|
Berlin | 31.100 € |
Stuttgart | 34.400 € |
München | 35.600 € |
Nürnberg | 31.200 € |
Hamburg | 32.100 € |
Quelle: Stepstone (Stand: 07/2021)
Medizinische Fachangestellte haben gute Berufsaussichten! Als wichtigste/r Mitarbeiter/in von Ärzten erfüllst du im Gesundheitswesen unverzichtbare Aufgaben und hast daher gute Chancen, nach der Ausbildung in eine Festanstellung übernommen zu werden.
Medizinische Fachangestellte arbeiten in der Regel in:
- Arztpraxen
- Kliniken
- Gesundheits- und Rehazentren
Du willst dich nach einigen Jahren in deinem Beruf weiterentwickeln? Es gibt zahlreiche Weiterbildungen für Medizinische Fachangestellte, mit denen du dich fachlich spezialisieren kannst, beispielsweise in den Bereichen:
- Ambulantes Operieren
- Palliativversorgung
- Psychologie für medizinisches Personal
Die Aufstiegsfortbildungen
- Fachwirt/in im Gesundheits- und Sozialwesen und
- Fachwirtin/Fachwirt für ambulante medizinische Versorgung
qualifizieren dich für Führungspositionen in der Gesundheitsbranche.